Kumbhaka – Atempause und Übergang

Einatmen-Pause-Ausatmen-Pause. Kumbhaka ist der Übergang beim Atmen. Übergang als Chance innezuhalten, dem Herzen zu lauschen. Die Seele kann nachkommen. Übergänge finden wir auch in unseren Tages-, Jahres- und Lebenszyklen sowie in der Natur. Dieses Dazwischen birgt viel Qualität!

Kumbhaka

Kumbhaka ist ein Teil des Atemzyklus in der Pranayama-Praxis des Yoga:

Puruka oder Einatmung -> antar kumbhaka oder das Atemhalten nach der Einatmung -> rechaka oder Ausatmung -> bahir kumbhaka oder das Atemhalten nach der Ausatmung.

Eine besondere und fortgeschrittene Form ist kevala kumbhaka, das spontane Atemhalten. Es entsteht wie von selbst, oft in der Endentspannung oder Meditaton. Die Lunge beendet jegliche Aktivität, die Atmung hört auf. Man schwebt im Übergang von dieser Welt zur anderen feinstofflichen Welt, es ist ein Moment der völligen Losgelöstheit.

Übergänge in der Asanapraxis

Wenn wir auf unserer Matte Yoga praktizieren, erleben wir ebenfalls Übergänge.

Zum Beispiel der Übergang von einer Haltung in die andere. In diesem Dazwischen können wir eine besondere Qualität finden. Wie kommen ich vom herabschauenden Hund in das Brett? Und wie beende ich dann wieder die Asana? Der Einstieg und das Herauskommen in die Asana ist ausschlaggebend für die Haltung in der Asana selbst und für eine gesunde Praxis. 

Zwischen den Asanas kann ich auch eine Zwischenentspannung einlegen, um zu erspüren, was die Praxis in meinem Körper bewirkt hat. Diese Zwischenentspannung ist praktisch das kumbhaka der Asanapraxis, das Anhalten der Bewegung und die Möglichkeit in kevala kumbhaka zu kommen.

Jede Yogaeinheit wird umrahmt von Anfangs- und Endentspannung. Sie sind die Übergänge von unserem Alltag zur Yogapraxis auf der Matte und wieder in den Alltag zurück. Wie wichtig ist es, Gedanken und Gefühle vor der Tür zu lassen, um konzentriert und gelassen üben zu können! Wenn mir das einmal nicht gelingt, merke ich den Qualitätsunterschied in meiner Praxis sofort.

Übergänge im Tages-, Jahres-, Lebenszyklus

Dir fallen dazu sicher sofort Beispiele ein. Die Dämmerung, die letzte Ferienwoche mit ersten Vorbereitungen oder die erste noch ruhige Schulwoche, der Wanderweg vom Tal auf den Gipfel, der Spätsommer, das Ufer zwischen Land und Wasser, das Erwachen am Morgen, die Fahrt von der Arbeit nach Hause, die Stille zwischen Tönen oder Sätzen, … Begleitet wird dies alles durch Feste, Zeremonien und Rituale. Der Mensch wusste schon immer, dass das Dazwischen bedeutend ist.

Ein Übergang, über den wir nicht gerne sprechen, ist der Übergang vom Leben in den Tod. Je nachdem, woran wir glauben, haben wir entsprechende Vorstellungen von dieser Phase. Wohin gehen wir, wenn wir diese Welt verlassen? Wie wird dieser Übergang sein? Wie wollen wir ihn gestalten? Können wir ihn beeinflussen? Wer soll uns auf diesem Weg unterstützen? 

 

All diese verschiedenen Übergänge werden in die Yoga-Praxis in unserem 10-Wochenkurs ab Anfang September einfließen. Auch bei den Workshops und Yoga-Ferien in der 2. Jahreshälfte werden sie uns begleiten.

Atemübung

Lege Dich auf den Rücken. Vielleicht möchtest du eine zusammengerollte Decke unter deine Kniekehlen legen oder ein niederes Kissen unter deinen Kopf. Öffne die Füße mattenbreit und entspanne deine Beine. Breite die Arme aus, die Achseln bekommen Luft, Handflächen schauen nach oben, entspanne die Schultern, den Nacken, das Kiefer, die Augen.

Atme durch die Nase ein und durch die Nase aus. Beim Einatmen hebt sich die Bauchdecke, beim Ausatmen senkt sich die Bauchdecke. Die Atmung ist leicht und sanft. Forciere nicht, sondern lasse sie frei fließen. 

Nach einigen Atemzügen versuche die Atemintervalle länger zu machen und finde die Pausen, aber ohne Druck. Einatmen – Pause – Ausatmen – Pause.

Mit der Zeit wird dein Atemrhythmus immer langsamer und die Bauchdecke bewegt sich immer weniger. Die Atempausen stellen sich von alleine ein und werden wie von selbst immer länger. In diesem Atemstillstand bist du leicht, als ob du schweben würdest. Auch die Gedanken sind völlig ruhig. Die Zeit steht still. Du befindest dich zwischen den Welten.

 

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